Das neue Jahr fängt an und es ist Zeit, das letzte Jahr mit der Ape einmal revue passieren zu lassen.
Vor einem Jahr habe ich mir Vorsätze für das Jahr 2022 vorgenommen, was die Ape angeht. Meine Vorsätze sind im Wesentlichen den Gang der meisten Neujahrsvorsätze gegangen. Den einzigen Haken kann ich an die erfolgreiche Hauptuntersuchung machen. Der Rest der Punkte ist zumindest im letzten Jahr nichts geworden: 100 Geocaches an einem Tag? Anderen Familien-Aktivitäten zum Opfer gefallen? Die Chrom-Blenden für die Scheinwerfer? Ich habe mich nicht getraut, die Blechhalter abzusägen. Vermutlich muss man das aber tun. Mit der Ape zum Drive-In? Haben wir einem Spielkollegen meines Sohns versprochen, aber noch nicht gemacht. Und jetzt ist ja nun erst mal Winter.
So geht es weiter, versuchen wir es einfach in 2023 noch mal. Immerhin habe ich gleich zwei Mal die Ape zur Arbeit genommen. Das klingt nicht besonders, aber mein Arbeitsweg sind halt schon ca. 130 km am Tag…
Ja, wir haben trotzdem eine Menge Spaß gehabt, die blaue Calessino und ich. Und jetzt könnte man fragen, was mich der Spaß denn über das Jahr gekostet hat:
Bei einem Verbrauch von 3,92 l/100 km habe für 1840 km im Jahr 2022 ganze 72 l Benzin gebraucht. Das hat mich 132 Euro gekostet und ergibt somit variable Betriebskosten von 7,18 €/100 km.
Das ist einfach, denn außer Benzin gab es im letzten Jahr keine Betriebsmittel zu kaufen. Wartung mit Ölwechsel machen wir dann in diesem Jahr, wenn die 5000 km rum sind!
Bleiben noch die Fixkosten:
67,90 € Hauptuntersuchung
42,00 € Steuer
28,88 € Versicherung.
Unsere Ape kostet uns also ca. 11,50 € im Monat – nur damit sie da ist.
Der größte Anteil dürfte der Wertverlust sein, wenn ich die Ape über eine Nutzungsdauer von 10 Jahren abschreibe, dann wären das ca. 700 € im Jahr.
Aber das ist nur die halbe Wahrheit – denn die Ape möchte ich schon länger als 10 Jahre behalten. Außerdem hat sie einen Restwert. Und den zu kalkulieren fällt mir sehr schwer: Es gibt keine Ape mehr neu zu kaufen und der Markt in Deutschland ist so wie so eher ein Liebhaber-Markt. Wer kauft sich hier eine Ape, nur weil er irgendwas zum Fahren braucht? Wenn ich die Angebote für Api im Netz so ansehe, dann wäre sie verblüffend wertstabil – falls jemand die in den Portalen aufgerufenen Preise denn auch realisiert bekommt. Denn der Markt für Api ist alles in allem in Deutschland doch eher klein.
Kaum ist das Salz von den Straßen, dass Straßen.NRW noch mal großzügig am Ende der Eiszeit verteilt hat, kommt die Ape wieder in Bewegung. Aber diesmal über den langweiligen Winter hat sie sich etwas Neues ausgedacht!
Ich schaute nicht schlecht, als ich die Ape in die Garage gefahren hatte, das Tor zumachen wollte und mich zwei rote Lampen anleuchteten. Das ist Motivation! Hast Du vergessen, das Licht aus zu machen? Nur eine Sekunde, denn nein – einen Lichtschalter hat sie ja gar nicht! Es geht mit der Zündung an oder aus und den Schlüssel hielt ich noch in der Hand! Auch waren die Scheinwerfer aus – es muss ich also um das Bremslicht handeln.
Das Bremslicht funktioniert bei der Ape in der Tat auch ohne Zündung. Und es kann leuchten, wenn man nicht auf das Bremspedal drückt. Offensichtlich.
Ich habe auf die Schnelle mal eben am Bremspedal gewackelt und der Spuk hatte ein Ende.
Aber nicht lange. Das Verhalten zeigte sich mehrfach und so habe ich beim ersten schönen Sonnenschein das Problem mal in Angriff genommen.
Der Bremslicht-Schalter sitzt direkt am Bremspedal und ist aus Sicherheitsgründen so konstruiert, dass er sich im gedrückten Zustand befindet, wenn das Bremspedal in Ruhestellung ist. Drückt man das Bremspedal, so entspannt sich der Schalter und schließt den Stromkreis zu den Bremsleuchten. So ist sichergestellt, dass die Bremslichter an gehen, wenn der Schalter mal abfallen sollte. „Bremslicht an“ ist der sichere Zustand.
Der Schalter funktioniert tadellos. Es scheint in der Tat so zu sein, dass sich in der Lagerung des Bremspedals, wo die axiale Feder das Bremspedal vorspannt, sich eine Reibung aufgebaut hat, die das Bremspedal in kalten Temperaturen daran hindert, den Weg ganz bis an den Anschlag der Ruheposition zurück zu laufen.
Die einfachste Idee scheint hier zur Lösung geführt zu haben: Es gibt Reibung? Also ein bißchen Silikonöl auf die Torsionsfeder, die Lagerungen und die Stelle, an dem der Nocken den Bremslichtschalter betätigt. Problem vorerst behoben!
Bremslicht an, obwohl die Ündung aus und niemand in der Ape sitzt?Silikonöl vermindert die Reibung im Bremspedal und am Betätigungsnocken.
Was ist denn das für eine Überschrift? Ist die Katze über die Tastatur gelaufen oder fehlt da was?
Nein, bei uns gibt es keine Katze. Da fehlt was: Die Vokale. Es sollte „Minimalismus“ heißen. Wenn man es weiß, kann man sie weg lassen und versteht es trotzdem. Vokale sind dann redundant und können weg. Genau, darum soll es gehen: Was überflüssig ist, braucht man nicht.
Und schon sind wir bei der Ape, denn sie ist ein minimalistisches Fahrzeug – wenn nicht sogar das minimalistischste aller Fahrzeuge, die man in den letzten Jahren kaufen konnte. Abgesehen vom Mofa vielleicht. Aber das kippt um, wenn man es los lässt.
Am Anfang steht die Motivation. Die Frage nach dem „Warum?“ stellt sich immer schon vor dem „Wie?“ oder „Was?“. Für die Ape könnte dies in einem Satz so lauten:
Möglichst vielen Menschen soll es ermöglicht werden, einen Mensch und Gepäck ohne Anstrengung wo anders hin zu bringen, ohne dass etwas nass wird.
Der Anforderungskatalog dazu passt dann auf den Deckel eines Pizzakartons (Bierdeckel benutzt man in Italien ja nicht):
Der Fahrer braucht eine Scheibe und etwas über dem Kopf, damit er bei Regen nicht nass wird.
Das Ding braucht einen Motor, damit niemand schieben und keine Tiere ziehen müssen.
Das Ding muss von selbst stehen können. Denn wenn es immer umfällt, kann man es nicht gut beladen. (Eine durchaus gute Frage, ich habe noch nie herausgefunden, wie die Inder mit Ihren Zweirädern das genau anstellen).
Die Mindestanzahl der Räder ergibt sich daraus von allein zu drei Stück: Denn erst mit dem dritten Aufstandspunkt ergibt sich im dreidimensionalen Raum für die Position des zu entwerfenden Dings ein vollständig bestimmtes Gleichungssystem.
Außer dem Fahrer muss man noch was mitnehmen können. Entweder eine Menge Zeug oder mindestens zwei Leute. In Indien gegebenenfalls auch mehr.
Das Ding darf nicht teuer zu kaufen sein, sonst kaufen es arme italienische Bauern nämlich nicht. Und es darf auch nicht teuer im Betrieb sein, denn sonst benutzt es keiner. Und dann kauft es auch keiner bzw. nur die Doofen.
Das einzelne Rad kommt nach vorn, die zwei Räder nach hinten – denn hinten kommt die ganze Beladung hin.
Ein Motor nimmt dem Fahrer die Arbeit ab, das Ding zu schieben. Das ist der entscheidende Mehrwert – denn Schubkarren und Sänften gab es schon.
Es werden die hinteren Räder angetrieben, denn das vordere Rad anzutreiben ist kompliziert. Und kompliziert ist teuer – und überhaupt macht es keinen Spaß das zu konstruieren.
Das Ding braucht eine Bremse zum kontrollierten Anhalten.
Der Motor wird mit Benzin betrieben, denn das gibt es überall und man kann es gut transportieren.
Der Motor bekommt nur einen Zylinder, denn jeder weitere macht im Prinzip nichts Anderes als der erste auch.
Wenn man so ein Fahrzeug beladen will, dann braucht man externe Hilfe, sonst kippt es um. Um das zu vermeiden, braucht man mindestens drei Räder. Gesehen in der Nähe von Pimpri bei Pune (Maharashtra, Indien, 2011).
Schaut man sich die resultierende Architektur an, soverblüfft die Übereinstimmung mit dem ersten Automobil überhaupt, dem Patent-Motorwagen Nummer 1 von Carl Benz:
Benz Patent-Motorwagen Nummer 1, Quelle: Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Es ist ebenfalls ein Dreirad mit dem gelenkten, einzelnen Rad vorn und einem Antrieb mit einem Einzylinder-Benzin-Motor. Mit keinem Auto kommt man der ursprünglichen Automobilität so nah wie mit einer Ape!
Gut, wesentliche Fortschritte gibt es trotz alledem im Bereich der Fahrbarkeit und des Komforts. Der Motorwagen Nummer 1 war im Prinzip ein rein technischer Demonstrator. Die Idee eines Dachs gegen Regen war von Kutschen schon lange bekannt und Carl Benz auch klar – schon der Motorwagen Nummer 3 hatte neben einer Federung, einem Schaltgetriebe dann auch schon ein verschließbares Stoffverdeck – jetzt sind wir schon sehr nah dran an einer Calessino!
Hinzugekommen sind seitdem noch einige technische „Finessen“ der Ape in Sachen Fahrbarkeit und Komfort:
Ein Differentialgetriebe ermöglicht Kurvenfahrt ohne rubbelnde Reifen
Ein Rückwärtsgang
Eine Frontscheibe, die mit höheren Geschwindigkeiten schnell offensichtliche Vorteile bietet
Scheibenwischer, die sich schnell aus dem Vorhandensein einer Scheibe erschließen. Diese sind in der Tat nicht rechtlich vorgeschrieben, es gibt bis heute auch Autos ohne Frontscheiben oder sogar mit Frontscheiben ohne Scheibenwischer, so wie z.B. den Caterham oder den Smart Crossblade.
Lampen – um Nachts zu sehen, wo man hin fährt.
Kilometerzähler und Tankuhr, damit man den Tank nicht aus versehen leer fährt. Und ja – genau genommen sind die beiden Anzeigen schon redundant!
Lenk- und Zündschloss
In der Tat sind viele Ausrüstungsteile letztlich aus rechtlichen Gründen hinzugekommen, welche die Ape zunehmend komplexer gemacht haben:
Beleuchtung hinten, Blinker, Rückfahrscheinwerfer und erst seit kürzerer Zeit auch eine Warnblinkanlage
Tachometer
Sicherheitsgurte
Eine „Auto Rickshaw“ ohne Türen. Zwar keine Ape, aber ein älteres Exemplar des lokalen Marktführers in Indien – eine Bajaj RE. Pune, 2011
Viel mehr ist an einer Ape eigentlich nicht dran. Man könnte sagen, dass dies das absolute Minimum darstellt, mit dem man auf deutschen Straßen heute unterwegs sein kann. Lässt man hiervon etwas weg, so wäre das Fahrzeug entweder illegal zu betreiben oder zumindest gäbe es einen wirklich relevanten Einschnitt in die Funktionalität.
Einen Drehzahlmesser? Hat die Ape nicht. Man hört, wie schnell der Motor dreht. Und dazu ist er so ausgelegt, dass er zu hohen Drehzahlen hin überproportional an Drehmoment verliert. Das heißt, seine Leistung sinkt ab einer gewissen Drehzahl wieder. Jeder Mensch mit einem Vortriebsbedürfnis – also eigentlich jeder – schaltet dann von ganz allein.
Eine Uhr im Armaturenbrett? Gibt es nicht. Man darf davon ausgehen, dass der Fahrer über eine Armband- oder andere Uhr verfügt. Oder Uhren in der Umgebung verfügbar sind. Wenn nicht, dann kann man nach dem Sonnenstand schauen oder verlässt sich auf sein Zeitgefühl. Für die Pünktlichkeitsanforderungen auf dem italienischem Land sollte das hinreichend genau sein.
Eine Kühlwasser-Temperatur-Anzeige? Nein, in Ermangelung einer Wasserkühlung ist auch das unnötig. Nach Sicherheitstechnik wie im Auto muss man gar nicht erst suchen – und das ist ein ganz eigenes Thema für sich.
Im Prinzip handelt es sich bei der Ape Calessino also um den Lösungsansatz für Individualverkehr mit der kleinstmöglichen Anforderung an technische Komplexität.
Das führt zu einfacher Wartung und Reparatur und in letzter Konsequenz (hoffentlich) einer Steigerung der Zuverlässigkeit durch Verringerung der absoluten Zahl an Fehlermöglichkeiten im System. Denn die Komplexität ist nicht Dein Freund!
„Alles, was Du besitzt, besitzt irgendwann Dich.“
Tylor Durden im Film „Fightclub“
Aus unserer heuten Welt heraus in Ihrer komplex technisierten Form heraus kann die Ape Calessino fast als philosophisches Statement betrachtet werden.
Piaggio selbst hat und hatte sich der Entwicklung und Produktion von sehr komplexen Geräten verschrieben: Flugzeuge für den Krieg und später auch für zivile Anwendungen (wobei man auch hier durchaus bereit ist, Konzepte mal von Grund auf neu zu denken)
Vermutlich war der Ansatz bei der Erschaffung der Ape ein profaner und pragmatischer Ansatz mit dem Ziel der Kostenreduktion in der Produktion für eine breite Massenproduktion. Das spiegelt sich auch 70 Jahre später in der aktuellen Ape Calessino noch wieder.
Traue ich Piaggio zu, dass sie einen philosophischen Ansatz bei der Entwicklung der Ape seinerzeit zu Grund gelegt haben? Nein. Wohl eher nicht. Aber es bleibt ein schöne Vorstellung, dass es so gewesen sein könnte!
Es ist ein Jahr herum mit unserer dunkelblauen Ape! Man merkt es daran, dass plötzlich Geld vom Konto abgebucht werden: Steuer und Versicherung sind fällig!
Die Frage ist: Was kostet der Betrieb einer Calessino 200? Oder eher anders gefragt: Was kostet der Nicht-Betrieb – Die Fixkosten. Also die reinen Kosten des Besitzes.
Die Steuern sind festgesetzt mit 42 € – kein Verhandlungsspielraum. Ich finde das verhältnismäßig viel: Das sind immerhin 21 €/100 ccm, wenn man bedenkt, dass die Calessino 200 sogar Euro 4 klassifiziert ist!
Im Vergleich dazu kostet unser Renault Clio 3 gerade einmal 62 € im Jahr. Das ist nur etwa die Hälfte mehr – dafür aber hat man ein „richtiges“ Auto für bis zu fünf Personen, dass die Straßen im Vergleich zur Ape mit vier Rädern und einem etwa dreifachen Gewicht und der doppelten Verkehsfläche belastet. Es hat fast den sechsfachen Hubraum und die siebeinhalbfache Leistung!
Aber warum ist die Ape relativ gesehen so teuer im Vergleich zu einem Auto? Man könnte meinen, dass es am CO2-Anteil liegen könnte, der seit der Steuerreform 2009 in die Berechnung der Kfz-Steuer eingeht. Aber technisch gesehen hängt die CO2-Emission direkt am Treibstoffverbrauch (und der Treibstoff-Sorte). Renault Clio und Ape Calessino verbrennen den gleichen Super-Kraftstoff. Und während der Clio bei uns im mehrjährigen Mittel 6,15 l/100 km verbraucht, begnügt sich die Calessino mit 4,20 l/100 km. Klarer Vorteil für die Ape, sollte man meinen…
Also ist es vielleicht doch wegen der Emissionsklasse? Das kann eigentlich nicht sein, denn beide Fahrzeuge gehören in die Euro 4, und schließlich soll die Besteuerung von dreirädrigen Kraftfahrzeugen ja schließlich nach Hubraum „und Schadstoffemissionen“ bemessen. Das steht ja so im Kraftfahrzeugsteuergesetz:
Die Steuer bemisst sich
[…]
1b. bei drei bei dreirädrigen und leichten vierrädrigen Kraftfahrzeugen mit Hubkolbenmotoren, die unter den Anwendungsbereich der Richtlinie 97/24/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 17. Juni 1997 über bestimmte Bauteile und Merkmale von zweirädrigen oder dreirädrigen Kraftfahrzeugen (ABl. L 226 vom 18.8.1997, S. 1, L 65 vom 5.3.1998, S. 35, L 244 vom 3.9.1998, S. 20, L 67 vom 11.3.2008, S. 22), die zuletzt durch die Richtlinie 2009/108/EG der Kommission vom 17. August 2009 (ABl. L 213 vom 18.8.2009, S. 10) geändert worden ist, in der jeweils geltenden Fassung fallen, nach dem Hubraum und den Schadstoffemissionen
Und hier ist jetzt der Trick: Es sollte eigentlich so sein, wird aber nicht so gemacht! Da der Staat leider kein Herz für kleine, knatternde Apen hat, unterschlägt er ganz einfach und schnell unseren ungeregelten Katalysator in der Ape, Ihre elektronische Einspritzung und damit Ihre „Euro 4“-Einstufung. Noch mehr: Er unterschlägt sogar noch mehr den geringen Kraftstoffverbrauch und damit die geringe CO2-Belastung! Denn egal, welches Dreirad man fährt: Man bezahlt einfach immer den Maximalbetrag von 21 €/100 ccm! Ja, genau: Die qualmende und stinkende Ape MP mit dem Zweitakter ist hier gleichgestellt und bezahlt das Gleiche! Und das nur, weil unsere Staatslenker nach dem Abschnitt 1a Mittagspause hatten und daher vergessen haben sich zu überlegen, wie sie den festgelegten Einfluss der Schadstoffemissionen denn nun handhaben wollten.
Schade, und ein wenig ärgerlich, finde ich. Denn das ist doch das falsche Zeichen in dieser Zeit, kleine, leichte und emissionsarme Fahrzeuge zu benachteiligen. Der schwache Trost bleibt, dass es mit 42 € absolut gesehen ein geringer Schaden bleibt. Dazu das Glücksgefühl, dass man ja noch gut davon gekommen sei, wo es andere Menschen doch viel schlimmer trifft. So wie den Fahrer eins Trikes, der nach der Steuerreform nun für ein und dasselbe Trike in der Euro 2 nicht mehr 117 €, sondern mit 337 € gleich fast das Dreifache an Steuern bezahlt!
Der Blick auf die Versicherung stimmt mich fröhlicher: Natürlich bin ich nach einem Jahr unfallfreien Fahrens auf drei Rädern in meiner Schadenfreiheitsklasse von 100% auf 85 % gesunken. Damit fällt der Beitrag für die Versicherung in diesem Jahr mit 28,88 € unter die 30er Marke, die ich letztes Jahr noch überschritten habe!
Und wieder tröstet das Leid der Anderen: Bei meiner Versicherung habe ich aus Spaß einmal nach dem Preis für ein Versicherungskennzeichen geschaut. Dort heißt es:
Leichte Quads und Trikes (z. B. Ape) mit einem Hubraum von maximal 50 ccm und einer Höchstgeschwindigkeit von maximal 45 km/h – schon ab 34 €* pro Jahr.
Da steht es nun schwarz auf weiß: Unsere Ape Calessino 200 hat zwar die dreifache „Kraft“ der Ape 50 und fährt immerhin schnell genug, das man rein rechtlich auf die Autobahn damit darf – aber sie ist immer noch billiger zu versichern, als die kleine Ape 50!
Alles in allem reden wir hier nicht von viel Geld: Die Fixkosten für unsere Calessino liegen derzeit bei < 6 € pro Monat. Das ist uns der Spaß alle mal wert!
Nein, ich möchte nicht meinen Fuhrpark vergrößern.
Nun, vielleicht würde ich schon gern: Eine Ape mit Kasten wäre nicht schlecht, denn wir bekommen nicht alle Familien-Mitglieder in die Calessino 200. So könnte man dann mit zwei Ape-Varianten zum Picknick ins Grüne: Ein großer und zwei kleine Menschen in die Calessino 200 und das Essen, Ausrüstung, Spielsachen und Schaukelpferd (oder was auch noch alles so mit soll) in die Kasten-Ape.
Aber nein, es bleibt erst einmal bei unserer Calessino 200. Die Fragestellung ist eher eine sprachliche: Wovon genau redet man eigentlich, wenn man mehr als eine Ape meint?
Ich habe da verschiedene Möglichkeiten gefunden:
„Apen“
Wird oft in der deutschen Sprache verwendet, weil es ein häufiger Plural für Worte ist, die auf „e“ enden. Sache? Sachen! Apfelsine? Apfelsinen! Ganz klar.
Als deutsche Endung auf ein italienisches Wort fühlt es sich aber irgendwie sperrig an.
Im Niederländischen heißt „Apen“ dann auch gleich „Affen“, auch nicht so ein toller Vergleich.
„Api“
Orignal italienisches Fahrzeug – original italienischer Plural! Ist klar, oder?
Oder vielleicht doch nicht? Seid Ihr mit der Ape zum Italiener gefahren und hat jeder am Tisch seine leckere Pizza bekommen, dann isst man gemeinsam „Pizzen“, oder? Zumindest die etwas Älteren und Gebildeteren unter uns. Für die meisten Jüngeren und die paar, die in der Schule nicht aufgepasst haben sind es „Pizzas“. Ich bekomme Ohrenkräuseln davon, aber der Duden sagt, das sei okay.
Aber ein Italiener würde sicher „Api“ sagen. Auf der anderen Seite sagt ein Italiener das gleiche zu einem „Application Programming Interface“. Software-Architektur? Computer? Gott bewahre die italienische Ape vor dieser Verbindung! (Anm. d. Red.: Zu sptä – die Ape e-City in Indien wirbt bereits mit einer App-Anbindung ans Mobiltelefon.)
Die englische Version mit dem pluralisierenden „s“ am Ende ist auf jeden Fall modern. Die englische Sprache nimmt immer mehr Platz im deutschsprachigen Raum ein. Beispiel gefällig? „Finals“!
Auch wenn es noch so sperrig in meinen Ohren klingt, so ist es inzwischen immer häufiger in Medien zu lesen. In deutschen Medien: Halb-Finals! Weltmeisterschafts-Finals!
Aber die feine englische Art ist es auch nicht, denn im englischen bedeutet es genauso: „Affen“. Mag sein, dass man als großgewachsener Fahrer hinter der Lenkstange so aussieht.
„Ape“
Es klingt so simpel, aber es gibt eine vierte Möglichkeit: Singular gleich Plural! Das Beispiel mit dem „Finale“ hat mich drauf gebracht – denn der traditionelle, deutsche Plural von „Finale“ ist laut Duden halt: „Finale“. So simpel. Und es kommt aus dem Lateinischen, dem Vorläufer des Italienischen. Und warum soll das Plural von „Ape“ dann nicht „Ape“ sein? Nun, einen Nachteil hat auch dieses: Die Ape ist weiblich, klar. Allerhöchstens aus dem Kontext wird noch dann noch klar, ob es sich nun bei „die Ape“ um eine und mehrere handelt.
Ich weiß nicht recht und ich bin auch am Ende: Gebt mir eine Hilfe: Wie nennt die deutschsprachige Welt dort draußen mehr als eine Ape?
Wie konnte es dazu kommen, dass wir eine Ape gekauft haben?
Wie konnte es vor allem dazu kommen, dass „Sie“ eine Ape haben wollte?
Ich habe mich auf die Suche nach Gründen gemacht. Ich habe sie in alten Bildern aus einem Urlaub in Apulien gesucht. Es muss irgendwo Gründe geben. Vielleicht sind es diese?
Bei italienischen Fahrzeugen denke die meisten Menschen an Ferrari, Lamborghini, Alfa Romeo, Lancia und Maserati. Vielleicht auch an Ducati, Aprilia und Moto Guzzi?
Aber das ist nur der Teil, der den Glanz in die Welt strahlt. Der Alltag auf Italiens Straßen ist oft kleiner, unscheinbarer, vor allem praktisch – und manchmal auch alt und ein wenig kaputt. Es sind eher Piaggio und Fiat, die das Land, die Leute und die Waren am Laufen halten.