Das falsche Land für falsche Pentaros

Im Sommer waren wir in England. Nein, nicht mit der Ape. Der Volvo hat sich an den südenglischen Hügeln am Wohnwagen abgerackert. Es gibt so tolle Landschaften in Cornwall, Devon, Dorset und Sommerset. Ob es wohl toll wäre, diese mit einer Ape zu bereisen?

Vermutlich nicht. Zwar hat man viel Zeit, die Landschaft zu genießen, aber die Hügel sind teilweise sehr steil! In Lynmouth habe ich Hinweisschilder mit Steigungen bis 25 % gesehen! Da muss die Calessino vermutlich bis in den ersten Gang zurück. Eigentlich ist sie auch nur bis 22 % freigegeben.

Die Straßen hier im Süden von England sind nicht nur wunderschön, sondern vor allem auch schmal – das spricht erst mal für die Ape. Aber sie sind auch steil und die Kombination daraus würde eine Ape zum Gräuel aller Mitverkehrsteilnehmer machen. Kilometerlang bin ich hinter Traktoren her gefahren, weil man schlicht nicht dran vorbei kommt. Die Straßen hier haben links und rechts in der Regel entweder eine alte Bruchsteinmauer oder eine uralte Hecke. Dazu Kurven über Kurven! Es geht hoch, runter, wird eng, links herum, Einmündung, noch enger – es wird nie langweilig. Ich könnte das Stunde um Stunde machen! Aber wenn ich daran denke, dass ich mit 20 km/h am Berg hinter einer Kurve hänge, dann kommt jemand um die Ecke. Nein, das braucht man nicht! Die Briten fahren ausgesprochen freundlich – aber bestimmt nicht langsam!

Auch wenn wir zwei Wochen lang pralle Sonne haben – das habe ich so in Englan noch nie erlebt. Ich habe gehört, es soll ihr ab und an regnen. Und Regen ist nicht so eine tolle Sache in der Calessino.

Und so verwundert es nicht, dass wir den ganzen Urlaub lang auf der Straße keine einzige Ape sehen! Es soll wohl eine Gemeinschaft von Ape-Freunden geben. Aber seit dem Brexit ist es wohl deutlich schwerer geworden, eine Ape ins Land zu bringen oder diese zuzulassen.

In Woolacombe am Strand finden wir dann doch eine Ape: Es ist ein Werbefahrzeug einer Pizza-Bude am Strand. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine der berühmten „Pentaro“: Ein Sattelschlepper. Vielleicht liefern sie damit auch aus – aber das muss dann schon eine ganz schön große Bestellung sein.

Auf den zweiten Blick wird klar, dass es keine echte Pentaro ist: Die Zugmaschine scheint eine recht aktuelle „Classic“ zu sein, sie hat einen recht langen Radstand. Die echten Pentaros warne recht kurz, hatten einen Motor in der Kabine und dazu federnde Schwingen als Kettenkästen für den Antrieb. Dazu hatten sie einen einzigen Scheinwerfer über dem Vorderrad. Diese Ape hier hat die unpassenden, neuen Plastik-Abdeckungen um die Scheinwerfer. Der Schnabel könnte von einer Calessino stammen.

Der Auflieger ist auch an die Pentaro angelehnt. Es gab wohl in der Tat damals auch geschlossene Auflieger – obwohl die meisten Bilder heute von Pritschen-Aufliegern existieren. Die Bilder von geschlossenen Aufliegern zeigen aber immer eine Konstruktion mit seitlichen Schiebetüren!

Hübsch und ausgefallen finde ich sie aber trotzdem. Wenigstens eine Ape im schönen Nord-Devon!

Eine schöne, aber falsche Pentaro am Strandparkplatz von Woolacombe.

Treffen sich zwei Dreiräder…

Wo sonst nur Motorräder und Roller stehen, stand heute gleich zwei Dreiräder: Unsere Ape und eine DUO aus der DDR

Es ist tolles Wetter, schon morgens ist es richtig warm. Zeit, um etwas zu tun, was ich schon im letzten Jahr machen wollte: Mit der Ape zur Arbeit fahren. Jetzt ist seit Corona sehr viel Heimarbeit angesagt gewesen. Es klingt komisch: Aber es ergab sich nur selten die Gelegenheit, ins Büro zu fahren!

Der Weg über die Autobahn und etwas Landstraße zu meiner Arbeit beträgt etwa 65 km. Dazu braucht man bei ruhiger Fahrweise mit dem Auto rund 50 min. Man kann es im Expressdienst in knapp unter 40 min schaffen. Wenn ich gemütlich über Land fahre und die Autobahn meide, dann kommt man ziemlich genau auf eine Stunde.

Mit der Ape wird es mehr werden, das war klar. Und es wird nicht die Autobahn werden, das war genauso klar. Aber ich hatte keinen Plan, wie schnell man mit der Ape auf längeren Strecken so wird.

Im Vorfeld habe ich mir eine Route geplant, die vor allem schmale Straßen bevorzugt und teilweise der deutschen Alleenstraße folgt. Obwohl schmale Straßen häufig weniger gradlinig sind, konnte ich die Entfernung so auf etwa 60 km reduzieren.

Das erste Stück ging über die B1 nach Osten – das war langweilig, denn die B1 verläuft hier schnurgerade. Dazu wird dort zu viel und zu schnell für die Ape gefahren. Selbst dort, wo es breit genug ist, dass man niemanden aufhält kommt man sich wie ein blödes Hindernis vor.

Sobald es durch die Felder ging, war die Welt eine andere. So macht das Spaß: Den Gasgriff locker bei zweidrittel Drosselklappenöffnung hingestellt, fährt man cin der Ebene eetwa 55 km/h und man kann sich die Umgebung im vorbeifahren anschauen. Ich habe Dinge gesehen, die mir mit dem Auto oder Motorrad in Jahren des Pendelns verborgen geblieben sind!

Letztlich habe ich den Weg zur Arbeit in 1h 22 min geschafft. Das ist gerade einmal eine habe Stunde mehr als der normale Weg. Es ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 44km/h.

Außergewöhnlich entspannt und trotzdem pünktlich bin ich dann auch bei der Arbeit angekommen und konnte dort parken, wo sonst mein Motorrad steht: Unter einem Vordach direkt am Eingang. Dort steht ein Hinweisschild für „Motorräder und Kleinkrafträder“. Und wir erinnern uns: Die Ape ist als Kraftrad zugelassen!

Als ich – mal wiede viel später als vorgesehen – von der Arbeit zurück zum Motorradparkplatz kommen, traue ich meinen Augen nicht: Die Motorräder und Roller sind fast alle verschwunden – aber neben meinem Dreirad steht gleich noch ein anderes! Ein Kollege hat eine DUO aus der DDR mit zur Arbeit gebracht und einvernehmlich stehen die beiden Dreiräder dort nebeneinander.

Die Abend-Tour war dann noch besser – es ist schöner nach Hause zu fahren also zur Arbeit! Aber die Bedingungen sind perfekt: Es sind fast 30 °C, der warme Wind umweht den Fahrer und die Sonne steht tief über den Feldern. Der Staub der Mähdrescher auf dem trockenen Land sorgt im Gegenlicht für gelblich leuchtende Wolken. Die Ape knattert und die kleinen Räder zweigen mit Schlaglöcher, die ich bisher noch nicht kannte.

Nur einmal beginnt die Ape komische Geräusche zu machen: Es macht mir Sorgen. Immer, wenn ich nicht zuordnen kann, woher ein Geräusch stammt, macht es mir Angst: Es könnte ein Problem sein oder werden. Nicht, dass unsere Ape nicht viele komische und unnötige Geäusche machen würde. So gut wie alles macht hier ein Geräusch: Die Unterlegscheibe an der Motorklappe, das Armaturenbrett, die Türen, der Kupplungshebel, der Gasgriff, die Gurtschlüsser. Aber die Geäusche kenne ich, weiß woher sie stammen und auch, dass sie nicht gefährlich sind.

Es ist eine Art „Klacken“ und ich kann nicht recht sagen, woher es kommt – au´ßer: „von hinten“, noch, wann genau es auftritt. Man kann es provozieren, indem man Lastwechsel erzeugt. Aber es erscheint auch manchmal bei gleichmäßiger fahrt. Fährt man kurven, gibt Gas oder nimmt Gas weg, dann ist es meistens verschwunden. Dann kommt es irgendwann aber wieder. Ich bin verwirrt. Das macht alles keinen rechten Sinn.

Irgendwann fahre ich zwischen Feldern rechts heran und werde der Sache auf den Grund gehen. Lange brauche ich nicht zu suchen: Das Verdeck hat sich abgerollt und hängt ein Stück hinten die Motorhaube hinunter. Der Reißverschluss klopft im Wind oder beim bremsen an das Blech der Motorklappe!

Schnell das Verdeck wieder eingerollt und unter das Gestänge geklemmt. Und schon rolle wieder vollkommen entspannt von der Arbeit nach Hause.

Am Ende dieses Tages steht für mich fest: Nein, das kann man nur schwer jeden Tag so machen mit der Ape. Aber es toll und entspannend, wenn man die Zeit hat. Am richtigen Tag werde ich das ganz sicher noch mal machen!

Tatü-tata, die Ape ist da!


GUTE-URLS

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Manchmal denke ich, mit der Calessino bin ich alleine auf der Welt – oder zumindest in der Region. Eine andere habe ich hier noch nie im Straßenbild gesehen.

Kasten-Apen gibt es da schon häufiger. Und sie scheinen sich immer noch neue Betätigungsfelder zu erschließen. Gerade habe ich gelesen, dass vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie die Feuerwehr in Dortmund kreativ geworden ist und sich gleich eine ganze LKW-Ladung davon gekauft hat!

Die Idee dahinter: Nicht ein LKW voller potentiell ansteckender Feuerwehrmänner fährt zum Einsatz, sondern jeder Mann bekommt sein eigenes Motörchen unter den Hintern und Fahrerhäuschen drum herum. Den Inhalt eines LKW mit all den tollen Feuerwehr-Werkzeugen wird dann einfach aufgeteilt.

Ich hoffe das funktioniert und die Wasserschläuche liegen nicht auf einer anderen Ape als die Spritzen. Bei den Verkehrsverhältnissen in Dortmund und dem Einsatzradius von wenigen Kilometern könnte ich mir sogar vorstellen, dass man mit der Ape nicht nennenswert langsamer am Einsatzort ist.

Also ist es eine neue und brillante Idee, welche die Feuerwehrleute da in die Dortmund hatte? Nein, denn die Idee der Feuerwehr-Ape ist fast schon so alt wie die Ape selbst. Im firmeneigenen „Mueso Piaggio“ in Pontedera steht sogar ein Pentaro – komplett ausgerüstet für den Feuerwehreinsatz!

Bisher konnte ich noch nie verstehen, was die Leute bei YouTube so toll an Filmen über ausrückende Löschzüge finden (die Kinder wiederum finden sie toll). Aber an einem Film über das Ausrücken des Ape-Löschzuges – der könnte mich in der Tat begeistern!

Und wer jetzt denkt, der Artikel wäre vom 1. April. Nein, so liest denn selbst:

Das Lange muss ins Kleine

Heute war der erste richtig sommerliche Tag: 20 °C im März! Dazu die Chance, recht früh aus der Arbeit zu entfliehen und damit prädestiniert noch eine Runde mit der Ape zu drehen. Nein, aber nicht einfach so: Ich brauchte noch ein paar Dinge von IKEA und vom Baumarkt.

Mir der Calessino zu IKEA, da schauen die Leute schon ein wenig blöd. Aber bei IKEA brauchte ich nur ein paar Kisten, um meine Garage zu sortieren. Also schnell rein und wieder raus.

Hier wird ein grundsätzliches Problem der Calessino offensichtlich, dass sich mir immer stellt, wenn ich an mehreren Stellen etwas einkaufen möchte: Wohin mit den bereits eingekauften Sachen? Da hat der Besitzer einer Kasten-APE echt einen Vorteil. Selbst bei der Pritschen-APE kann ich Dinge immer noch im Fahrerhäuschen wegschließen. Aber in der Calessino sind meine Einkäufe jedem Zugriff frei ausgesetzt!

Am Baumarkt angekommen, war die Frage: Wohin mit den Holzkisten von IKEA? Bisher habe ich bei Einkäufen mich immer weitgehend drauf verlassen, dass sie schon niemand klauen wird. Aber wer braucht schon vier Holzkisten von den Leuten, die auf einem Baumarktparkplatz an der unbeaufsichtigten Ape vorbei laufen? Genau – im Prinzip jeder einzelne von denen…

Ich habe meine IKEA-Pakete also mit dem farbfleckigen Malerfilz abgedeckt, den ich zum Schutz der Ape mitgenommen hatte. Sieht von außen aus wie ein riesiger Haufen dreckiger Malerfilz. Prima! Hat gut funktioniert, als ich wieder kam war alles noch da.

Aber auf lange Sicht werde ich eine Lösung finden müssen, wie man vorübergehen Dinge in der Ape wegschließen kann, die zu groß für das Handschuhfach sind. Im Prinzip fallen mir da nur zwei Lösungen ein:

  1. Eine verschließbare Alu-Kiste, die in den hinteren Fußraum passt, so dass zur Not noch die Mitfahrer Ihre Füße daneben abstellen können. Oder aber sie kommt oben auf die Motorabdeckung. Dazu müsste sie aber unten gummiert werden, dass sie den Lack nicht zerkratzt. So oder so muss sie (vorübergehend fest mit der Ape verbunden werden können. Das könnte mit einer Kette und eine Vorhängeschloss gehen. Am besten ummantelt mit einem Schlauch damit es nicht klappert oder etwas zerkratzt. Diese Kisten gibt es recht günstig hier im Baumarkt. Warum habe ich nicht gleich eine mitgebracht? Richtig, das wäre ein wenig zu geradeaus gedacht…
  2. Die andere Möglichkeit ist der Einbau eines Kofferraums, wo der Bereich über dem Motor und die obere Zugangsklappe als ein Gepäckraum umgebaut wird. Die Leute von Casa Moto haben sich sowas ausgedacht und bieten es als Umbausatz an. Das ist eine viel elegantere Lösung – aber mit etwas Arbeit verbunden. Ich überlege noch, ob ich diesen Schritt nicht noch mal in Zukunft gehen möchte!

Für die Reparatur der Holzterrasse brauchte ich Douglasien-Bretter. Eigentlich wollte ich erst zwei Stück zu 360 cm kaufen. Man kann ja einfach hinten bei der Ape durchladen! Praktisch, diese Calessino. Irgendwie kommen mir aber dann doch Zweifel und ich entscheide mich für drei Stück Holz mit 240 cm Länge. Die stehen jetzt kaum über und ich brauche nicht einmal ein Fähnchen daran zu machen.

Trotzdem frage ich mich, ob die längeren Bretter auch gegangen wären. Lustig hätte es auf jeden Fall ausgesehen. Auch wenn man intuitiv denken würde: In Indien nur was für Anfänger, aber in Deutschland ausgeschlossen! Nein, das geht auch hier bei uns:

„Nach hinten darf die Ladung bis zu 1,50 m hinausragen, jedoch bei Beförderung über eine Wegstrecke bis zu einer Entfernung von 100 km bis zu 3 m; […]

Ragt das äußerste Ende der Ladung mehr als 1 m über die Rückstrahler des Fahrzeugs nach hinten hinaus, so ist es kenntlich zu machen durch mindestens

1.eine hellrote, nicht unter 30 x 30 cm große, durch eine Querstange auseinandergehaltene Fahne,

2.ein gleich großes, hellrotes, quer zur Fahrtrichtung pendelnd aufgehängtes Schild oder

3.einen senkrecht angebrachten zylindrischen Körper gleicher Farbe und Höhe mit einem Durchmesser von mindestens 35 cm.

Diese Sicherungsmittel dürfen nicht höher als 1,50 m über der Fahrbahn angebracht werden.

Wenn nötig (§ 17 Absatz 1), ist mindestens eine Leuchte mit rotem Licht an gleicher Stelle anzubringen, außerdem ein roter Rückstrahler nicht höher als 90 cm.

 StVO, § 22 Ladung, Absatz (4), Stand 2013


Mein Problem wäre also an ehesten gewesen, dass die Sonne langsam untegeht und ich zur Fahne am besten noch eine rote Lampe hätte mitbringen müssen. Aber dann wäre es in Ordnung gewesen.

Der Weg vom Baumarkt nach Hause führt direkt an der Polizeistation vorbei. Egal ob man an der Kreuzung gerade aus auf die Autobahn fährt oder links abbiegt durch die Stadt. Da kann man sich darauf verlassen, dass man mit einer solchen Anordnung erst mal genau in Augenschein genommen wird.

Natürlich habe ich nicht den Weg über die Autobahn mit der Ape gewählt! Aber kurios oder nicht – auch das wäre rechtlich in Deutschland vollkommen in Ordnung!

Spaßbremse

Kaum ist das Salz von den Straßen, dass Straßen.NRW noch mal großzügig am Ende der Eiszeit verteilt hat, kommt die Ape wieder in Bewegung. Aber diesmal über den langweiligen Winter hat sie sich etwas Neues ausgedacht!

Ich schaute nicht schlecht, als ich die Ape in die Garage gefahren hatte, das Tor zumachen wollte und mich zwei rote Lampen anleuchteten. Das ist Motivation! Hast Du vergessen, das Licht aus zu machen? Nur eine Sekunde, denn nein – einen Lichtschalter hat sie ja gar nicht! Es geht mit der Zündung an oder aus und den Schlüssel hielt ich noch in der Hand! Auch waren die Scheinwerfer aus – es muss ich also um das Bremslicht handeln.

Das Bremslicht funktioniert bei der Ape in der Tat auch ohne Zündung. Und es kann leuchten, wenn man nicht auf das Bremspedal drückt. Offensichtlich.

Ich habe auf die Schnelle mal eben am Bremspedal gewackelt und der Spuk hatte ein Ende.

Aber nicht lange. Das Verhalten zeigte sich mehrfach und so habe ich beim ersten schönen Sonnenschein das Problem mal in Angriff genommen.

Der Bremslicht-Schalter sitzt direkt am Bremspedal und ist aus Sicherheitsgründen so konstruiert, dass er sich im gedrückten Zustand befindet, wenn das Bremspedal in Ruhestellung ist. Drückt man das Bremspedal, so entspannt sich der Schalter und schließt den Stromkreis zu den Bremsleuchten. So ist sichergestellt, dass die Bremslichter an gehen, wenn der Schalter mal abfallen sollte. „Bremslicht an“ ist der sichere Zustand.

Der Schalter funktioniert tadellos. Es scheint in der Tat so zu sein, dass sich in der Lagerung des Bremspedals, wo die axiale Feder das Bremspedal vorspannt, sich eine Reibung aufgebaut hat, die das Bremspedal in kalten Temperaturen daran hindert, den Weg ganz bis an den Anschlag der Ruheposition zurück zu laufen.

Die einfachste Idee scheint hier zur Lösung geführt zu haben: Es gibt Reibung? Also ein bißchen Silikonöl auf die Torsionsfeder, die Lagerungen und die Stelle, an dem der Nocken den Bremslichtschalter betätigt. Problem vorerst behoben!

Mnmlsms

Was ist denn das für eine Überschrift? Ist die Katze über die Tastatur gelaufen oder fehlt da was?

Nein, bei uns gibt es keine Katze. Da fehlt was: Die Vokale. Es sollte „Minimalismus“ heißen. Wenn man es weiß, kann man sie weg lassen und versteht es trotzdem. Vokale sind dann redundant und können weg. Genau, darum soll es gehen: Was überflüssig ist, braucht man nicht.

Und schon sind wir bei der Ape, denn sie ist ein minimalistisches Fahrzeug – wenn nicht sogar das minimalistischste aller Fahrzeuge, die man in den letzten Jahren kaufen konnte. Abgesehen vom Mofa vielleicht. Aber das kippt um, wenn man es los lässt.

Am Anfang steht die Motivation. Die Frage nach dem „Warum?“ stellt sich immer schon vor dem „Wie?“ oder „Was?“. Für die Ape könnte dies in einem Satz so lauten:

Möglichst vielen Menschen soll es ermöglicht werden, einen Mensch und Gepäck ohne Anstrengung wo anders hin zu bringen, ohne dass etwas nass wird.

Der Anforderungskatalog dazu passt dann auf den Deckel eines Pizzakartons (Bierdeckel benutzt man in Italien ja nicht):

  1. Der Fahrer braucht eine Scheibe und etwas über dem Kopf, damit er bei Regen nicht nass wird.
  2. Das Ding braucht einen Motor, damit niemand schieben und keine Tiere ziehen müssen.
  3. Das Ding muss von selbst stehen können. Denn wenn es immer umfällt, kann man es nicht gut beladen. (Eine durchaus gute Frage, ich habe noch nie herausgefunden, wie die Inder mit Ihren Zweirädern das genau anstellen).
  4. Die Mindestanzahl der Räder ergibt sich daraus von allein zu drei Stück: Denn erst mit dem dritten Aufstandspunkt ergibt sich im dreidimensionalen Raum für die Position des zu entwerfenden Dings ein vollständig bestimmtes Gleichungssystem.
  5. Außer dem Fahrer muss man noch was mitnehmen können. Entweder eine Menge Zeug oder mindestens zwei Leute. In Indien gegebenenfalls auch mehr.
  6. Das Ding darf nicht teuer zu kaufen sein, sonst kaufen es arme italienische Bauern nämlich nicht. Und es darf auch nicht teuer im Betrieb sein, denn sonst benutzt es keiner. Und dann kauft es auch keiner bzw. nur die Doofen.
  7. Das einzelne Rad kommt nach vorn, die zwei Räder nach hinten – denn hinten kommt die ganze Beladung hin.
  8. Ein Motor nimmt dem Fahrer die Arbeit ab, das Ding zu schieben. Das ist der entscheidende Mehrwert – denn Schubkarren und Sänften gab es schon.
  9. Es werden die hinteren Räder angetrieben, denn das vordere Rad anzutreiben ist kompliziert. Und kompliziert ist teuer – und überhaupt macht es keinen Spaß das zu konstruieren.
  10. Das Ding braucht eine Bremse zum kontrollierten Anhalten.
  11. Der Motor wird mit Benzin betrieben, denn das gibt es überall und man kann es gut transportieren.
  12. Der Motor bekommt nur einen Zylinder, denn jeder weitere macht im Prinzip nichts Anderes als der erste auch.
Wenn man so ein Fahrzeug beladen will, dann braucht man externe Hilfe, sonst kippt es um. Um das zu vermeiden, braucht man mindestens drei Räder. Gesehen in der Nähe von Pimpri bei Pune (Maharashtra, Indien, 2011).

Schaut man sich die resultierende Architektur an, soverblüfft die Übereinstimmung mit dem ersten Automobil überhaupt, dem Patent-Motorwagen Nummer 1 von Carl Benz:

Benz Patent-Motorwagen Nummer 1, Quelle: Wikipedia, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Es ist ebenfalls ein Dreirad mit dem gelenkten, einzelnen Rad vorn und einem Antrieb mit einem Einzylinder-Benzin-Motor. Mit keinem Auto kommt man der ursprünglichen Automobilität so nah wie mit einer Ape!

Gut, wesentliche Fortschritte gibt es trotz alledem im Bereich der Fahrbarkeit und des Komforts. Der Motorwagen Nummer 1 war im Prinzip ein rein technischer Demonstrator. Die Idee eines Dachs gegen Regen war von Kutschen schon lange bekannt und Carl Benz auch klar – schon der Motorwagen Nummer 3 hatte neben einer Federung, einem Schaltgetriebe dann auch schon ein verschließbares Stoffverdeck – jetzt sind wir schon sehr nah dran an einer Calessino!

Hinzugekommen sind seitdem noch einige technische „Finessen“ der Ape in Sachen Fahrbarkeit und Komfort:

  • Ein Differentialgetriebe ermöglicht Kurvenfahrt ohne rubbelnde Reifen
  • Ein Rückwärtsgang
  • Eine Frontscheibe, die mit höheren Geschwindigkeiten schnell offensichtliche Vorteile bietet
  • Scheibenwischer, die sich schnell aus dem Vorhandensein einer Scheibe erschließen. Diese sind in der Tat nicht rechtlich vorgeschrieben, es gibt bis heute auch Autos ohne Frontscheiben oder sogar mit Frontscheiben ohne Scheibenwischer, so wie z.B. den Caterham oder den Smart Crossblade.
  • Lampen – um Nachts zu sehen, wo man hin fährt.
  • Kilometerzähler und Tankuhr, damit man den Tank nicht aus versehen leer fährt. Und ja – genau genommen sind die beiden Anzeigen schon redundant!
  • Lenk- und Zündschloss

In der Tat sind viele Ausrüstungsteile letztlich aus rechtlichen Gründen hinzugekommen, welche die Ape zunehmend komplexer gemacht haben:

Eine „Auto Rickshaw“ ohne Türen. Zwar keine Ape, aber ein älteres Exemplar des lokalen Marktführers in Indien – eine Bajaj RE. Pune, 2011

Viel mehr ist an einer Ape eigentlich nicht dran. Man könnte sagen, dass dies das absolute Minimum darstellt, mit dem man auf deutschen Straßen heute unterwegs sein kann. Lässt man hiervon etwas weg, so wäre das Fahrzeug entweder illegal zu betreiben oder zumindest gäbe es einen wirklich relevanten Einschnitt in die Funktionalität.

Einen Drehzahlmesser? Hat die Ape nicht. Man hört, wie schnell der Motor dreht. Und dazu ist er so ausgelegt, dass er zu hohen Drehzahlen hin überproportional an Drehmoment verliert. Das heißt, seine Leistung sinkt ab einer gewissen Drehzahl wieder. Jeder Mensch mit einem Vortriebsbedürfnis – also eigentlich jeder – schaltet dann von ganz allein.

Eine Uhr im Armaturenbrett? Gibt es nicht. Man darf davon ausgehen, dass der Fahrer über eine Armband- oder andere Uhr verfügt. Oder Uhren in der Umgebung verfügbar sind. Wenn nicht, dann kann man nach dem Sonnenstand schauen oder verlässt sich auf sein Zeitgefühl. Für die Pünktlichkeitsanforderungen auf dem italienischem Land sollte das hinreichend genau sein.

Eine Kühlwasser-Temperatur-Anzeige? Nein, in Ermangelung einer Wasserkühlung ist auch das unnötig. Nach Sicherheitstechnik wie im Auto muss man gar nicht erst suchen – und das ist ein ganz eigenes Thema für sich.

Im Prinzip handelt es sich bei der Ape Calessino also um den Lösungsansatz für Individualverkehr mit der kleinstmöglichen Anforderung an technische Komplexität.

Das führt zu einfacher Wartung und Reparatur und in letzter Konsequenz (hoffentlich) einer Steigerung der Zuverlässigkeit durch Verringerung der absoluten Zahl an Fehlermöglichkeiten im System. Denn die Komplexität ist nicht Dein Freund!

„Alles, was Du besitzt, besitzt irgendwann Dich.“

Tylor Durden im Film „Fightclub“

Aus unserer heuten Welt heraus in Ihrer komplex technisierten Form heraus kann die Ape Calessino fast als philosophisches Statement betrachtet werden.

Piaggio selbst hat und hatte sich der Entwicklung und Produktion von sehr komplexen Geräten verschrieben: Flugzeuge für den Krieg und später auch für zivile Anwendungen (wobei man auch hier durchaus bereit ist, Konzepte mal von Grund auf neu zu denken)

Vermutlich war der Ansatz bei der Erschaffung der Ape ein profaner und pragmatischer Ansatz mit dem Ziel der Kostenreduktion in der Produktion für eine breite Massenproduktion. Das spiegelt sich auch 70 Jahre später in der aktuellen Ape Calessino noch wieder.

Traue ich Piaggio zu, dass sie einen philosophischen Ansatz bei der Entwicklung der Ape seinerzeit zu Grund gelegt haben? Nein. Wohl eher nicht. Aber es bleibt ein schöne Vorstellung, dass es so gewesen sein könnte!

Gloria Victoria!

Ehre der Siegerin – denn die kleine, blaue Ape hat heute Ihr erstes Rennen gewonnen! Und das war so:

Auf dem Rückweg vom Baumarkt waren die Bedingungen für die Ape gut: Gegen neun Uhr abends war wenig Verkehr (hier geht es im Wesentlichen darum, die einmal erreichte Geschwindigkeit nicht durch Abbieger verlieren zu müssen), die Luft um den Gefrierpunkt kühl (Hoffnung auf bessere Zylinderfüllung und Kühlung), die Strecke bis nach Hause frei von Steigungen und wir sind vergleichsweise leicht – außer mir als gewichtigem Fahrer ohne weitere Passagiere nur mit einer Dose Tür- und Fensterlack beladen.

Aus der Ortschaft heraus roch ich es dann deutlich: Auf meiner 4-Takt-Ape ein Gefühl von „echter“ alter Ape: 4-Takt-Dunst liegt in der Luft. Weit vor mir auf der Allee ist ein schwaches Rücklicht auszumachen.

Die Ape läuft hier in der Ebene nach Tacho rund 70 km/h. Es könnte sein, dass ein wenig Westwind hilft. Langsam pirschen wir uns dem Zweitaktgefährt von hinten an. Es ist ein Zweirad – und es fährt nur geringfügig langsamer als wir. Vermutlich handelt es sich also um ein gut laufendes 50er-Exemplar oder eine sehr schlecht laufende 80er. Genaueres ist im fahlen Schein der Bilux-Funzeln leider nicht zu erkennen.

Ein paar Kilometer folgen wir dem Zweirad mit voll geöffneter Drosselklappe. Ab und zu steigt der Tachometer knapp über 70 km/h während ich versuche eine ruhige Linie zwischen den Straßenschäden in diesem Bereich zu halten. Einmal am Gasgriff gezuckt und der Verfolgte entfernt sich wieder: Keine Chance hier auf der Geraden zu Überholen. Zumal ein Windschattenmanöver mit der Ape so wie so ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Der Fahrer vor mir fährt recht unsicher. In den Kurven entdecke ich Unsicherheiten: Die Linie ist wackelig und das Bremslicht flackert auf, ohne dass die Bremse ernsthaft betätigt wird.

Am Ende einer unübersichtlichen Links-Rechts-Kombination dann ist der richtige Moment gekommen: Mein Schrittmacher ist nun deutlicher zu erkennen: Es ist ein Typ von deutlicher Schrittmacher-Figur: Ein massiger Körper in aerodynamisch günstiger Tropfenform bemüht das tief eingefederte Fahrwerk einer Maschine mit Motorrad-Silhouette – aber offensichtlich der Leistung eines Rollers.

Offensichtlich hat der die Kurve etwas zu langsam im zu hohen Gang genommen, die Drehzahl des 2-Takters ist eingebrochen. Die Kurve steigt im Verlauf leicht an. Er fällt zurück und wir kommen ganz nah heran. Er gibt auf und der massige Arm des Vorausfahrenden winkt mich vorbei.

Ich überlege einen Moment, ob ich es wagen kann. Aber ich kann ca. 1 km geradeaus sehen – es kommt niemand. In einem Zug ziehen langsam an ihm vorüber. Ob er eine Ahnung hat, was da hinter ihm war? Vermutlich hat er nur zwei Lampen vom Rückspiegel gesehen und es für ein Auto gehalten. Der Überholvorgang geht verblüffend zügig bis der 2-Takter wieder seinen Lauf findet. Immerhin hat er jetzt ein wenig Windschatten und bleibt an der Calessino hinten dran.

Es nutzt ihm nichts: Im Ort in der 30-Zone überholt man nicht (sowieso nicht, wenn man als Motorradfahrer nicht lebensmüde ist) und aus dem Ort heraus sind wir nach der Kurvenkombination schon wieder so schnell, dass das Zweirad es nicht schafft, mich bis zum Heimatort noch einmal in Angriff zu nehmen.

Ich bin stolz auf die Ape – sie ist außerordentlich gut unterwegs heute.

Sagt jemand, es wäre nicht erlaubt auf öffentlichen Straßen Rennen zu fahren? Das ist das gute an so einer Ape: Man kann genau das tun, ohne ernsthaft gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen zu verstoßen. Und für den Außenstehenden ist vermutlich nicht einmal erkennbar, dass es sich um ein Rennen handelt. Das größte Problem ist lediglich, geeignete Spielkameraden im Straßenverkehr zu finden: Der Erfahrung nach eignen sich am ehesten 50er-Motorroller oder moderne Traktoren. Oder ganz offensichtlich: Andere Api!