Heute war ich eben zum Baumarkt. Mal nicht mit der Ape, sondern mit meinem französischen Kleinfahrzeug. Draußen sind die Straßen feucht und es wurde bereits Salz gestreut. Nein, da fahre ich die Calessino nicht, wenn es nicht notwendig ist.
Als ich wieder herauskam, sehe ich eine Ape. Eine kleine, weiße 50er. Es wird gerade irgendetwas eingeladen. Ich gehe einmal halb drum herum, schaue: Noch die alten Pressglas-Scheinwerfer, aber zwei Stück. Also eine ZAPC vor dem Facelift auf Euro4 und damit vor dem Baujahr 2018.
„Na, jetzt noch mit der Ape unterwegs, es ist ja schon gestreut“ fange ich ein Gespräch an.
„Keine Sorge, da habe ich ordentlich vorgesorgt.“ Bekomme ich eine spontane Antwort. Und erfahre auch womit und wie vorgesorgt wurde. Und dann entspinnt sich ein Gespräch über neuralgische Stellen der 50er, den Einsatz der Ape zum Transport, Vorbeugung von Rost.
Es stellt sich heraus, dass mein Gegenüber noch eine zweite 50er im Haushalt hat, eine ZAPC E4. Und kaum gesagt, fällt mir auf, dass ich beide Api schon mal in einem Hauseingang gesehen habe und mich gefragt habe: Wenn einer zwei solcher Gefährte hat, dann ist es bestimmt ein Fan.
Ja, ich erfahre neue Dinge über meine Ape: Nämlich, dass die ZAPC E4 andere Bremstrommeln hat als die ältere ZAPC. Nämlich die gleichen, die auch unsere Calession 200 trägt. Und ob ich auch Probleme mit ungleichmäßigem Bremsen hätte? Ja, habe ich! Und jetzt weiß ich auch warum: Es gibt wohl eine Serie von Bremstrommeln, die nicht wirklich rund sind. Man müsste die Trommeln neu ausdrehen lassen.
Nun, ob ich das machen möchte, weiß ich noch nicht. So schlimm finde ich es nicht. Aber immerhin ist es gut zu wissen, was genau da nicht stimmt. So macht es mich nicht mehr nervös. Wissen ist Macht!
Ob ich die Ape-Schrauber bei YouTube kenne? Klar. Ob ich auch in einem Ape-Forum bin? Klar.
Ich bekomme noch eine Empfehlung für die Hauptuntersuchung von Fahrzeugen (wovon die 50er-Ape ja nicht betroffen ist).
Was ist das Resümee für mich aus dieser Begegnung? Nun, es sind mehrere:
Die Gruppe der Ape-Fahrer ist klein. so klein, dass man sich schnell kennt und fast sich auf den gleichen Internet-Medien tummeln.
Die Gruppe der Ape-Fahrer scheint eine Gemeinsaft netter und hilfsbereiter Menschen zu sein.
Alle Ape-Fahrer haben irgendwie Angst vor Rost und Streusalz!
Es ist soweit, nach 2 Jahren schon muss die Ape jetzt zu ihrer ersten Haupt- und Abgasuntersuchung. Ja, ich wollte es damals nicht wahr haben und habe bei der Zulassungsstelle angerufen, aber es stimmt: Da die Ape der Zulassung nach ein „Kraftrad“ ist, hat sie Ihren ersten TÜV zwei Jahre nach Erstzulassung – und nicht wie ein Auto erst nach 3 Jahren.
Ich war ja gespannt, was mich erwartet. Schließlich kann man mit der Ape nicht auf die Grube fahren und auf der Hebebühne findet man auch nicht recht einen Punkt um sie anzuheben!
Es war ein schöner Tag: Sonnig mit einem blauen Himmel. Da macht es doppelt Spaß, das Heimbüro zu verlassen um mit der Ape zum TÜV zu fahren. Also eher ersteres – der TÜV müsste es nicht unbedingt sein.
Ein wunderschöner Tag um offen zu fahren. Wir warten auf den Prüfer vor dem romantischen Hintergrund der örtlichen Müllverbrennungsanlage…
Wie läuft denn nun so eine Hauptuntersuchung für ein Dreirad ab? Das ist eine gute Frage, denn genau diese schien sich der zugeteilte Prüfingenieur ebenfalls zu stellen: „Fahren sie doch mal hinten vor das Tor drei„. Er hatte Zeit gewonnen.
Angefangen haben wir dann mit der Beleuchtung: Standlicht, Blinker, Fahrlicht, Fernlicht, Rücklicht, Rückfahrscheinwerfer, Bremslicht. Fertig. Mehr gibt es nicht. Oder? Doch: Warnblinkanlage. Hat der Prüfer nicht dran gedacht, ist aber inzwischen Vorschrift. Oder genauer: Es ergibt sich aus der Ausnahme von der Ausnahme einer Vorschrift. Klingt bescheuert? Ist es auch:
„Fahrzeuge (ausgenommen Kraftfahrzeuge nach § 30a Absatz 3 mit Ausnahme von dreirädrigen Kraftfahrzeugen), die mit Fahrtrichtungsanzeigern ausgerüstet sein müssen, müssen zusätzlich eine Warnblinkanlage haben. […]“
Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) vom 26. April 2012, § 53a, Abschnitt (4)
Erwartungsgemäß funktionieren alle Leuchteinrichtungen. Die größere Hürde ergibt sich nun: „Wissen sie, wo hier die Fahrgestellnummer angebracht ist?“. Nein, leider habe ich auch keine Ahnung, es ist meiner erste Hauptuntersuchung mit diesem Fahrzeug. Wir suchen gemeinsam ein paar Minuten in und um die Ape. Ja sogar auf dem Boden kriechen wir herum und suchen unter der Ape am zentralen Längs-Träger. Nichts. Der Prüfmensch verschwindet und schaut in seinem schlauen Computer nach. Letztlich werden wir fündig in der Nähe des rechten Türrahmens.
Nun stehen wir wieder und warten: Wo ist nur die Rahmennummer? Die Hebebühne im Hintergrund ist zwecklos, das Anheben damit klappt bei der Ape nicht! Die Grube links genauso wenig.
Nun will der Prüfer eine Runde fahren, die Ape steht aber vorwärts in der Garage. „Okay, Schaltung ist wohl so wie bei einem Vespa-Roller. Hat die denn sowas wie einen Rückwärtsgang?„. Ich wundere mich. Eigentlich eine blöde Frage für einen Prüfer, der gerade festgestellt hat, dass die Rückfahrscheinwerfer funktionieren…
Er ist wohl doch etwas aufgeregt, mein Prüfer. Er meint, das wäre seine erste Ape in mehr als 25 Dienstjahren. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die Ape 50 wohl am meisten verkauft wurde. Die hat aber nur ein Versicherungskennzeichen und ist daher von der Hauptuntersuchung nicht betroffen.
Der Prüfer jedenfalls dreht eine Runde um den das Gebäude. Als er wieder kommt, fällt mir ein: „Ich hätte vielleicht erwähnen sollen, dass die keinen Bremskraftverstärker hat. Wenn man die Bremse testen will, dann muss man schon sehr fest zutreten.“ Das wäre okay, die Bremse wäre in Ordnung, sagt der Herr vom TÜV. Wie er das festgestellt haben will, frage ich mich still und leise – um nicht den Groll der Götter im blauen Baumarkt-Strampler auf mich zu ziehen. Quietschende Reifen habe ich jedenfalls nicht gehört – und ich weiß mit Sicherheit, dass genau das mit dieser Ape geht, wenn man nur richtig auf das Pedal latscht…
Das war es denn dann auch schon mit der Sicherheitsüberprüfung. Ich wundere mich. Denn wenn ich recht überlege, wurde neben der nur sehr oberflächlichen Bremsprobe folgendes nicht geprüft:
Hupe
Scheibenwischer und -waschvorrichtung
Radlager-Spiel
Spiel in der Gabel
Spiel der Hinterachs-Lenker
Unterbodenkorrosion
Antriebsmanschetten
Dichtigkeit des Stoßdämpfers
Gummielemente der Federung
Handbrems-Wirkung
Scheinwerfer-Einstellung (und dabei hatte ich mir solch eine Mühe gegeben)
Nun ging es noch an die Abgas-Untersuchung. Eine Ape Calessino gibt es im Analyse-Computer natürlich nicht. Man wählte hier einfach einen Vespa-Roller mit 200 cm³.
„Wenn sie die Diagnose-Buchse für OBD-2 suchen,…“
„Hat die doch nicht…“
„Doch sicher, die hat ja auch einen Kat mir Lambda-Sonde“
„Nein, echt? Ist mir egal, ich mache das jetzt hier wie bei einem Roller.“
Halten wir also am Ende fest: Wer eine Ape hat, braucht vor dem TÜV keine Angst zu haben!
Auf geht es zu neuen Abenteuern für die nächsten zwei Jahre! Also zumindest, wenn sonst nichts ausfällt…
Nicht nur findet man das Gerät hier so niedlich wie die meisten übliche Passanten auch – man hat auch schlichtweg keine Ahnung von so einem Fahrzeug! Der Prüfer heute hatte sichtbar keine Idee, wie er dieses Fahrzeug prüfen sollte. Ich hätte Motor und Achse eines Quad mit dreifacher Leistung einbauen können, ohne Türen und Katalysator hier vorfahren können – und es hätte niemanden gestört.
Letztlich war es eine sonnige Ausfahrt und mit einem positiven Ausgang: Der neue Aufkleber sagt, dass wir jetzt wieder zwei gemeinsame Jahre und hoffentlich viele Abenteuer vor uns haben, die Ape und ich.
Im Sommer waren wir in England. Nein, nicht mit der Ape. Der Volvo hat sich an den südenglischen Hügeln am Wohnwagen abgerackert. Es gibt so tolle Landschaften in Cornwall, Devon, Dorset und Sommerset. Ob es wohl toll wäre, diese mit einer Ape zu bereisen?
Vermutlich nicht. Zwar hat man viel Zeit, die Landschaft zu genießen, aber die Hügel sind teilweise sehr steil! In Lynmouth habe ich Hinweisschilder mit Steigungen bis 25 % gesehen! Da muss die Calessino vermutlich bis in den ersten Gang zurück. Eigentlich ist sie auch nur bis 22 % freigegeben.
Die Straßen hier im Süden von England sind nicht nur wunderschön, sondern vor allem auch schmal – das spricht erst mal für die Ape. Aber sie sind auch steil und die Kombination daraus würde eine Ape zum Gräuel aller Mitverkehrsteilnehmer machen. Kilometerlang bin ich hinter Traktoren her gefahren, weil man schlicht nicht dran vorbei kommt. Die Straßen hier haben links und rechts in der Regel entweder eine alte Bruchsteinmauer oder eine uralte Hecke. Dazu Kurven über Kurven! Es geht hoch, runter, wird eng, links herum, Einmündung, noch enger – es wird nie langweilig. Ich könnte das Stunde um Stunde machen! Aber wenn ich daran denke, dass ich mit 20 km/h am Berg hinter einer Kurve hänge, dann kommt jemand um die Ecke. Nein, das braucht man nicht! Die Briten fahren ausgesprochen freundlich – aber bestimmt nicht langsam!
Auch wenn wir zwei Wochen lang pralle Sonne haben – das habe ich so in Englan noch nie erlebt. Ich habe gehört, es soll ihr ab und an regnen. Und Regen ist nicht so eine tolle Sache in der Calessino.
Und so verwundert es nicht, dass wir den ganzen Urlaub lang auf der Straße keine einzige Ape sehen! Es soll wohl eine Gemeinschaft von Ape-Freunden geben. Aber seit dem Brexit ist es wohl deutlich schwerer geworden, eine Ape ins Land zu bringen oder diese zuzulassen.
In Woolacombe am Strand finden wir dann doch eine Ape: Es ist ein Werbefahrzeug einer Pizza-Bude am Strand. Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine der berühmten „Pentaro“: Ein Sattelschlepper. Vielleicht liefern sie damit auch aus – aber das muss dann schon eine ganz schön große Bestellung sein.
Auf den zweiten Blick wird klar, dass es keine echte Pentaro ist: Die Zugmaschine scheint eine recht aktuelle „Classic“ zu sein, sie hat einen recht langen Radstand. Die echten Pentaros warne recht kurz, hatten einen Motor in der Kabine und dazu federnde Schwingen als Kettenkästen für den Antrieb. Dazu hatten sie einen einzigen Scheinwerfer über dem Vorderrad. Diese Ape hier hat die unpassenden, neuen Plastik-Abdeckungen um die Scheinwerfer. Der Schnabel könnte von einer Calessino stammen.
Der Auflieger ist auch an die Pentaro angelehnt. Es gab wohl in der Tat damals auch geschlossene Auflieger – obwohl die meisten Bilder heute von Pritschen-Aufliegern existieren. Die Bilder von geschlossenen Aufliegern zeigen aber immer eine Konstruktion mit seitlichen Schiebetüren!
Hübsch und ausgefallen finde ich sie aber trotzdem. Wenigstens eine Ape im schönen Nord-Devon!
Eine schöne, aber falsche Pentaro am Strandparkplatz von Woolacombe.
Wo sonst nur Motorräder und Roller stehen, stand heute gleich zwei Dreiräder: Unsere Ape und eine DUO aus der DDR
Es ist tolles Wetter, schon morgens ist es richtig warm. Zeit, um etwas zu tun, was ich schon im letzten Jahr machen wollte: Mit der Ape zur Arbeit fahren. Jetzt ist seit Corona sehr viel Heimarbeit angesagt gewesen. Es klingt komisch: Aber es ergab sich nur selten die Gelegenheit, ins Büro zu fahren!
Der Weg über die Autobahn und etwas Landstraße zu meiner Arbeit beträgt etwa 65 km. Dazu braucht man bei ruhiger Fahrweise mit dem Auto rund 50 min. Man kann es im Expressdienst in knapp unter 40 min schaffen. Wenn ich gemütlich über Land fahre und die Autobahn meide, dann kommt man ziemlich genau auf eine Stunde.
Mit der Ape wird es mehr werden, das war klar. Und es wird nicht die Autobahn werden, das war genauso klar. Aber ich hatte keinen Plan, wie schnell man mit der Ape auf längeren Strecken so wird.
Im Vorfeld habe ich mir eine Route geplant, die vor allem schmale Straßen bevorzugt und teilweise der deutschen Alleenstraße folgt. Obwohl schmale Straßen häufig weniger gradlinig sind, konnte ich die Entfernung so auf etwa 60 km reduzieren.
Das erste Stück ging über die B1 nach Osten – das war langweilig, denn die B1 verläuft hier schnurgerade. Dazu wird dort zu viel und zu schnell für die Ape gefahren. Selbst dort, wo es breit genug ist, dass man niemanden aufhält kommt man sich wie ein blödes Hindernis vor.
Sobald es durch die Felder ging, war die Welt eine andere. So macht das Spaß: Den Gasgriff locker bei zweidrittel Drosselklappenöffnung hingestellt, fährt man cin der Ebene eetwa 55 km/h und man kann sich die Umgebung im vorbeifahren anschauen. Ich habe Dinge gesehen, die mir mit dem Auto oder Motorrad in Jahren des Pendelns verborgen geblieben sind!
Letztlich habe ich den Weg zur Arbeit in 1h 22 min geschafft. Das ist gerade einmal eine habe Stunde mehr als der normale Weg. Es ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 44km/h.
Außergewöhnlich entspannt und trotzdem pünktlich bin ich dann auch bei der Arbeit angekommen und konnte dort parken, wo sonst mein Motorrad steht: Unter einem Vordach direkt am Eingang. Dort steht ein Hinweisschild für „Motorräder und Kleinkrafträder“. Und wir erinnern uns: Die Ape ist als Kraftrad zugelassen!
Als ich – mal wiede viel später als vorgesehen – von der Arbeit zurück zum Motorradparkplatz kommen, traue ich meinen Augen nicht: Die Motorräder und Roller sind fast alle verschwunden – aber neben meinem Dreirad steht gleich noch ein anderes! Ein Kollege hat eine DUO aus der DDR mit zur Arbeit gebracht und einvernehmlich stehen die beiden Dreiräder dort nebeneinander.
Die Abend-Tour war dann noch besser – es ist schöner nach Hause zu fahren also zur Arbeit! Aber die Bedingungen sind perfekt: Es sind fast 30 °C, der warme Wind umweht den Fahrer und die Sonne steht tief über den Feldern. Der Staub der Mähdrescher auf dem trockenen Land sorgt im Gegenlicht für gelblich leuchtende Wolken. Die Ape knattert und die kleinen Räder zweigen mit Schlaglöcher, die ich bisher noch nicht kannte.
Nur einmal beginnt die Ape komische Geräusche zu machen: Es macht mir Sorgen. Immer, wenn ich nicht zuordnen kann, woher ein Geräusch stammt, macht es mir Angst: Es könnte ein Problem sein oder werden. Nicht, dass unsere Ape nicht viele komische und unnötige Geäusche machen würde. So gut wie alles macht hier ein Geräusch: Die Unterlegscheibe an der Motorklappe, das Armaturenbrett, die Türen, der Kupplungshebel, der Gasgriff, die Gurtschlüsser. Aber die Geäusche kenne ich, weiß woher sie stammen und auch, dass sie nicht gefährlich sind.
Es ist eine Art „Klacken“ und ich kann nicht recht sagen, woher es kommt – au´ßer: „von hinten“, noch, wann genau es auftritt. Man kann es provozieren, indem man Lastwechsel erzeugt. Aber es erscheint auch manchmal bei gleichmäßiger fahrt. Fährt man kurven, gibt Gas oder nimmt Gas weg, dann ist es meistens verschwunden. Dann kommt es irgendwann aber wieder. Ich bin verwirrt. Das macht alles keinen rechten Sinn.
Irgendwann fahre ich zwischen Feldern rechts heran und werde der Sache auf den Grund gehen. Lange brauche ich nicht zu suchen: Das Verdeck hat sich abgerollt und hängt ein Stück hinten die Motorhaube hinunter. Der Reißverschluss klopft im Wind oder beim bremsen an das Blech der Motorklappe!
Schnell das Verdeck wieder eingerollt und unter das Gestänge geklemmt. Und schon rolle wieder vollkommen entspannt von der Arbeit nach Hause.
Am Ende dieses Tages steht für mich fest: Nein, das kann man nur schwer jeden Tag so machen mit der Ape. Aber es toll und entspannend, wenn man die Zeit hat. Am richtigen Tag werde ich das ganz sicher noch mal machen!
Heute war der erste richtig sommerliche Tag: 20 °C im März! Dazu die Chance, recht früh aus der Arbeit zu entfliehen und damit prädestiniert noch eine Runde mit der Ape zu drehen. Nein, aber nicht einfach so: Ich brauchte noch ein paar Dinge von IKEA und vom Baumarkt.
Mir der Calessino zu IKEA, da schauen die Leute schon ein wenig blöd. Aber bei IKEA brauchte ich nur ein paar Kisten, um meine Garage zu sortieren. Also schnell rein und wieder raus.
Hier wird ein grundsätzliches Problem der Calessino offensichtlich, dass sich mir immer stellt, wenn ich an mehreren Stellen etwas einkaufen möchte: Wohin mit den bereits eingekauften Sachen? Da hat der Besitzer einer Kasten-APE echt einen Vorteil. Selbst bei der Pritschen-APE kann ich Dinge immer noch im Fahrerhäuschen wegschließen. Aber in der Calessino sind meine Einkäufe jedem Zugriff frei ausgesetzt!
Am Baumarkt angekommen, war die Frage: Wohin mit den Holzkisten von IKEA? Bisher habe ich bei Einkäufen mich immer weitgehend drauf verlassen, dass sie schon niemand klauen wird. Aber wer braucht schon vier Holzkisten von den Leuten, die auf einem Baumarktparkplatz an der unbeaufsichtigten Ape vorbei laufen? Genau – im Prinzip jeder einzelne von denen…
Ich habe meine IKEA-Pakete also mit dem farbfleckigen Malerfilz abgedeckt, den ich zum Schutz der Ape mitgenommen hatte. Sieht von außen aus wie ein riesiger Haufen dreckiger Malerfilz. Prima! Hat gut funktioniert, als ich wieder kam war alles noch da.
Aber auf lange Sicht werde ich eine Lösung finden müssen, wie man vorübergehen Dinge in der Ape wegschließen kann, die zu groß für das Handschuhfach sind. Im Prinzip fallen mir da nur zwei Lösungen ein:
Eine verschließbare Alu-Kiste, die in den hinteren Fußraum passt, so dass zur Not noch die Mitfahrer Ihre Füße daneben abstellen können. Oder aber sie kommt oben auf die Motorabdeckung. Dazu müsste sie aber unten gummiert werden, dass sie den Lack nicht zerkratzt. So oder so muss sie (vorübergehend fest mit der Ape verbunden werden können. Das könnte mit einer Kette und eine Vorhängeschloss gehen. Am besten ummantelt mit einem Schlauch damit es nicht klappert oder etwas zerkratzt. Diese Kisten gibt es recht günstig hier im Baumarkt. Warum habe ich nicht gleich eine mitgebracht? Richtig, das wäre ein wenig zu geradeaus gedacht…
Die andere Möglichkeit ist der Einbau eines Kofferraums, wo der Bereich über dem Motor und die obere Zugangsklappe als ein Gepäckraum umgebaut wird. Die Leute von Casa Moto haben sich sowas ausgedacht und bieten es als Umbausatz an. Das ist eine viel elegantere Lösung – aber mit etwas Arbeit verbunden. Ich überlege noch, ob ich diesen Schritt nicht noch mal in Zukunft gehen möchte!
Für die Reparatur der Holzterrasse brauchte ich Douglasien-Bretter. Eigentlich wollte ich erst zwei Stück zu 360 cm kaufen. Man kann ja einfach hinten bei der Ape durchladen! Praktisch, diese Calessino. Irgendwie kommen mir aber dann doch Zweifel und ich entscheide mich für drei Stück Holz mit 240 cm Länge. Die stehen jetzt kaum über und ich brauche nicht einmal ein Fähnchen daran zu machen.
Trotzdem frage ich mich, ob die längeren Bretter auch gegangen wären. Lustig hätte es auf jeden Fall ausgesehen. Auch wenn man intuitiv denken würde: In Indien nur was für Anfänger, aber in Deutschland ausgeschlossen! Nein, das geht auch hier bei uns:
„Nach hinten darf die Ladung bis zu 1,50 m hinausragen, jedoch bei Beförderung über eine Wegstrecke bis zu einer Entfernung von 100 km bis zu 3 m; […]
Ragt das äußerste Ende der Ladung mehr als 1 m über die Rückstrahler des Fahrzeugs nach hinten hinaus, so ist es kenntlich zu machen durch mindestens
1.eine hellrote, nicht unter 30 x 30 cm große, durch eine Querstange auseinandergehaltene Fahne,
2.ein gleich großes, hellrotes, quer zur Fahrtrichtung pendelnd aufgehängtes Schild oder
3.einen senkrecht angebrachten zylindrischen Körper gleicher Farbe und Höhe mit einem Durchmesser von mindestens 35 cm.
Diese Sicherungsmittel dürfen nicht höher als 1,50 m über der Fahrbahn angebracht werden.
Wenn nötig (§ 17 Absatz 1), ist mindestens eine Leuchte mit rotem Licht an gleicher Stelle anzubringen, außerdem ein roter Rückstrahler nicht höher als 90 cm.
StVO, § 22 Ladung, Absatz (4), Stand 2013
Mein Problem wäre also an ehesten gewesen, dass die Sonne langsam untegeht und ich zur Fahne am besten noch eine rote Lampe hätte mitbringen müssen. Aber dann wäre es in Ordnung gewesen.
Der Weg vom Baumarkt nach Hause führt direkt an der Polizeistation vorbei. Egal ob man an der Kreuzung gerade aus auf die Autobahn fährt oder links abbiegt durch die Stadt. Da kann man sich darauf verlassen, dass man mit einer solchen Anordnung erst mal genau in Augenschein genommen wird.
Natürlich habe ich nicht den Weg über die Autobahn mit der Ape gewählt! Aber kurios oder nicht – auch das wäre rechtlich in Deutschland vollkommen in Ordnung!
Ehre der Siegerin – denn die kleine, blaue Ape hat heute Ihr erstes Rennen gewonnen! Und das war so:
Auf dem Rückweg vom Baumarkt waren die Bedingungen für die Ape gut: Gegen neun Uhr abends war wenig Verkehr (hier geht es im Wesentlichen darum, die einmal erreichte Geschwindigkeit nicht durch Abbieger verlieren zu müssen), die Luft um den Gefrierpunkt kühl (Hoffnung auf bessere Zylinderfüllung und Kühlung), die Strecke bis nach Hause frei von Steigungen und wir sind vergleichsweise leicht – außer mir als gewichtigem Fahrer ohne weitere Passagiere nur mit einer Dose Tür- und Fensterlack beladen.
Aus der Ortschaft heraus roch ich es dann deutlich: Auf meiner 4-Takt-Ape ein Gefühl von „echter“ alter Ape: 4-Takt-Dunst liegt in der Luft. Weit vor mir auf der Allee ist ein schwaches Rücklicht auszumachen.
Die Ape läuft hier in der Ebene nach Tacho rund 70 km/h. Es könnte sein, dass ein wenig Westwind hilft. Langsam pirschen wir uns dem Zweitaktgefährt von hinten an. Es ist ein Zweirad – und es fährt nur geringfügig langsamer als wir. Vermutlich handelt es sich also um ein gut laufendes 50er-Exemplar oder eine sehr schlecht laufende 80er. Genaueres ist im fahlen Schein der Bilux-Funzeln leider nicht zu erkennen.
Ein paar Kilometer folgen wir dem Zweirad mit voll geöffneter Drosselklappe. Ab und zu steigt der Tachometer knapp über 70 km/h während ich versuche eine ruhige Linie zwischen den Straßenschäden in diesem Bereich zu halten. Einmal am Gasgriff gezuckt und der Verfolgte entfernt sich wieder: Keine Chance hier auf der Geraden zu Überholen. Zumal ein Windschattenmanöver mit der Ape so wie so ein Ding der Unmöglichkeit ist.
Der Fahrer vor mir fährt recht unsicher. In den Kurven entdecke ich Unsicherheiten: Die Linie ist wackelig und das Bremslicht flackert auf, ohne dass die Bremse ernsthaft betätigt wird.
Am Ende einer unübersichtlichen Links-Rechts-Kombination dann ist der richtige Moment gekommen: Mein Schrittmacher ist nun deutlicher zu erkennen: Es ist ein Typ von deutlicher Schrittmacher-Figur: Ein massiger Körper in aerodynamisch günstiger Tropfenform bemüht das tief eingefederte Fahrwerk einer Maschine mit Motorrad-Silhouette – aber offensichtlich der Leistung eines Rollers.
Offensichtlich hat der die Kurve etwas zu langsam im zu hohen Gang genommen, die Drehzahl des 2-Takters ist eingebrochen. Die Kurve steigt im Verlauf leicht an. Er fällt zurück und wir kommen ganz nah heran. Er gibt auf und der massige Arm des Vorausfahrenden winkt mich vorbei.
Ich überlege einen Moment, ob ich es wagen kann. Aber ich kann ca. 1 km geradeaus sehen – es kommt niemand. In einem Zug ziehen langsam an ihm vorüber. Ob er eine Ahnung hat, was da hinter ihm war? Vermutlich hat er nur zwei Lampen vom Rückspiegel gesehen und es für ein Auto gehalten. Der Überholvorgang geht verblüffend zügig bis der 2-Takter wieder seinen Lauf findet. Immerhin hat er jetzt ein wenig Windschatten und bleibt an der Calessino hinten dran.
Es nutzt ihm nichts: Im Ort in der 30-Zone überholt man nicht (sowieso nicht, wenn man als Motorradfahrer nicht lebensmüde ist) und aus dem Ort heraus sind wir nach der Kurvenkombination schon wieder so schnell, dass das Zweirad es nicht schafft, mich bis zum Heimatort noch einmal in Angriff zu nehmen.
Ich bin stolz auf die Ape – sie ist außerordentlich gut unterwegs heute.
Sagt jemand, es wäre nicht erlaubt auf öffentlichen Straßen Rennen zu fahren? Das ist das gute an so einer Ape: Man kann genau das tun, ohne ernsthaft gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen zu verstoßen. Und für den Außenstehenden ist vermutlich nicht einmal erkennbar, dass es sich um ein Rennen handelt. Das größte Problem ist lediglich, geeignete Spielkameraden im Straßenverkehr zu finden: Der Erfahrung nach eignen sich am ehesten 50er-Motorroller oder moderne Traktoren. Oder ganz offensichtlich: Andere Api!
Vorsätze für das neue Jahr haben viele Leute viele. Auch ich habe welche für 2022. Hier sind die, welche unsere blaue Calessino 200 und ich gemeinsam haben. Nur weiß die Calessino noch nichts davon:
Ein Wochenende will ich mit der Ape, Kind und Zelt weg fahren. Ich bin noch nicht recht sicher wohin, aber allzu weit darf der Campingplatz nicht weg liegen, damit die Fahrt nicht langweilig wird. So ca. 100 km habe ich mir als Obergrenze gesetzt. Vielleicht geht es ins Sauerland?
Die Plastikumrandungen der Scheinwerfer an der Calessino stören mich schon die ganze Zeit. Ich will versuchen, die Chromverkleidungen der klassischen Ape Calessino anzubringen. Irgendwie muss das gehen! Wenn jemand weiß wie, dann schreibt doch bitte einen Kommentar!
Letztes Jahr nicht geschafft, steht es für 2022 wieder auf der Liste: 100 Geocaches an einem Tag finden! Das geht nur mit einem wendigen Fahruntersatz – hier kommt die Ape!
In 2022 haben wir das erste mal TÜV für die Ape. Es ist ja ein „Kraftrad“, wenn auch mehrspurig. Damit gilt aber trotzdem: Erster TÜV nach zwei Jahren. Ziel ist es, erfolgreich hindurch zu kommen.
Wenn es im Sommer wieder warm wird, werde ich die Ape mit Kindern beladen und eine Tour zur Eisdiele unternehmen. Wofür sonst ist eine Calessino erfunden worden. Eine Schande über mich, dass ich das nicht schon im letzten Sommer geschafft habe.
Ach ja, zuletzt noch ein Wunsch der Kinder: Mit der Ape zum Drive-In und einen Burger bestellen. Mit dem Wohnwagen habe ich noch nie einen Drive-In Schalter gefunden, der eine gerade Zu- und Abfahrt hat und Fahrzeuge bis 2,70 m zulässt. Denn wer zum Drive-In möchte, braucht ein wendiges Fahrzeug! Mit der Ape sollte das kein Problem sein!
Heute war es soweit: Die zweite Stelle des Kilometerzählers der Ape drehte zum zweiten Mal! Die Ape hat Ihr ersten 2000 km hinter sich.
Bei meinem ältesten Auto mit inzwischen 18 Jahren und über 400.000 km auf der Uhr hätte ich keine Bedenken, an einem beliebigen Morgen den Zündschlüssel umzudrehen und problemlos 1000 km an einem Tag zu fahren. Bei der Ape kommt mir das Erreichen einer runden 1000 vor wie ein kleines Ereignis. Ape fahren verschiebt die Wahrnehmung.
Was ist passiert in den letzten 1000 km? Eigentlich nicht viel – und das ist durchaus positiv gemeint. Nach der ersten Wartung bei 1000 km habe ich den Scheibenwischer ab- und angebaut, damit er nun in Ruhelage gerade steht. Die Ape hat einen Unterbodenschutz bekommen.
Ausgefallen ist nichts, kaputt gegangen ist nichts. Die Ape ist jedes mal problemlos angesprungen. Manches mal ein wenig gequält, aber das scheint normal und von der Tagesform abhängig zu sein. Wovon es genau abhängt, habe ich noch nicht herausgefunden. Der Motor scheint mir jetzt eingefahren zu sein. Die Ape läuft ein wenig freudiger und dabei ein paar km/h schneller am Berg und in der Endgeschwindigkeit. Der Verbrauch ist ein wenig gesunken. Ob es am Motor oder meiner gewachsenen Erfahrung als Fahrer liegt?
Es waren erfolgreiche und freudige 1000 km – und letztlich auch erfreulich unerwartet problemlose.
Ein paar kleine Dinge brauche ich aus dem Baumarkt. Aber ich weiß, dass es alle diese Dinge nicht im Baumarkt um die Ecke gibt, sondern in dem einen in Dortmund. Das sind rund 25 km zu fahren – in jede Richtung. Aber das Wetter ist trocken, also los mit der Ape?
Es ist komisch in die Stadt zu fahren – sehr anonym. Die meisten Leute schauen auf Ihr Handy und nehmen Ihre Umwelt kaum wahr. Ich kann schon froh sein, wenn sie mir nicht vor das Dreirad laufen. Die meisten Leute, die mich in der Calessino wahrnehmen, sagen nichts und schauen schnell wieder weg. Komisch, ich bin ja eigentlich nicht agressiv, sehe auch nicht so aus und in der Moto-Rickshaw schon mal gar nicht. Wir sind hier auch nicht in Dortmund-Scharnhorst, wo sie einen Fechtkollegen mal eines Nachts einfach krankenhausreif geschlagen haben, weil er nach der Uhrzeit gefragt hat.
Offensichtlich haben die Leute hier das Gefühl, dass man am besten fährt, wenn man keinen Blickkontakt wagt. Komisch, wir sind doch nicht in der Bronx hier. Sind wir nicht. Oder doch?
Kurz vor der Innenstadt dann plötzlich der Kontrast: Ein Südländer. Er schaut. Nein er schaut nicht nur – er glotzt. Er zückt sein Handy. Macht Photos – und ein Video, wie ich anfahre. Weit komme ich nicht. Ist ja Stadt hier – nächste rote Ampel. Er fragt, wir kommen an der Ampel ins Gespräch. Er macht ein Selfie mit mir und der Ape.
„Wie teuer? Wie alt? Wo kaufen?“ Er will alles wissen. Es wird grün, ich muss weiter. Zwei Menschen haben gute Laune. Echt irre, so eine Stadt.
Einen Parkplatz finden mit der Ape ist nicht schwer. Ich stelle mich gleich neben die Einkaufswagen.
In den Baumarkt mit der Ape? Ja geht das? Mit deinem Kasten hinten vielleicht, aber mit einer Calessino?
Es geht verdammt gut, solange man nicht 50 Zementsäcke kauft oder ein Gartenhaus als Bausatz. Lange Dinge lassen sich verblüffend gut transportieren. Stoffverdeck hinten aufzippen und einfach lang nach vorn durchladen! Mit einem roten Fähnchen würden so auch 4 m-Balken rein passen. Gute Idee, muss ich irgendwann mal machen!
Meine Alu-Leisten hatten aber nur 2,5 m und so ging das Stoffverdeck hinten sogar noch zu. Unter dem Fahrersitz habe ich eine alte Babysocke gefunden, die verhinderte, dass die Bella Donna Kratzer an der Frontschürze kriegt. Echt irre, was sich im Ablagekasten unter dem Fahrersitz so alles ansammelt.
Hinten habe ich meine FFP2-Maske drüber gezogen, so dass nichts das Verdeck anscheuert. Hey, Masken sind doch zum Schutz da, oder?
Über den Hellweg geht es zurück. Da fährt die Straßenbahn noch wie es der Name verspricht: Auf der Straße. Die Schienen liegen in der Fahrbahn. Mit dem Clio habe ich immer Probleme, weil der Radstand so schmal ist, dass man mit einem Reifen quasi immer auf einer Schiene fährt.
Mit der Ape klappt es super – ich nehme die rechte Schiene einfach zwischen rechtes Rad und Vorderrad – und wir haben mit der Haftung und Geradeauslauf kein Problem!
Auf dem Rückweg zieht sich der Himmel dunkel zu. Ohne den geplanten Zwischenhalt für einen Geocache rette ich die Beute trocken nach Hause.